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MischyMusic und Corona - MiSchyMusic Unterricht

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MischyMusic und Corona

Themen
Früher war alles eher
Eine meiner Leidenschaften neben Musik ist seit meiner Kindheit der Umgang mit Computern (VC20, C64, Amiga, dann PC...). Mich interessieren hauptsächlich "sinnvolle" musikalische und pädagogische Anwendungen:

Wie setze ich den PC zum Musik machen ein?

Wie verbessere ich Unterricht mit neuen Medien ?

Aber Unterricht per Webcam? Das hatte ich zwar mal überlegt, dann aber verworfen bzw. aufgeschoben. Es gab keine Notwendigkeit. Dann kam Corona.

Schon vor der Krise hatte ich YouTube-Videos gemacht: Kamera, Mikros, Webcam, Videoschnitt- und Broadcasting-Software war also vorhanden...und ge-skyped hatte ich mit meinem Sohn auch schon mal...

Das alles ermöglichte es mir, sofort in der Woche des Shutdowns Mitte März 2020 meine ersten Online-Stunden per Skype zu geben. Keine einzige Stunde musste wegen Corona ausfallen (darauf bin ich echt stolz!), sofern der Schüler sich auf das Experiment einließ. Und es funktionierte erstaunlich gut: Ich hatte eine Webcam für mein hübsches Gesichtchen und eine kleine Action-Cam für die Instrumente.

Trotzdem begann hier ein aufregender und interessanter Lernprozess - sowohl bei mir als auch bei meinen Schülern.

Meetitis
Erste Challenge: Die Meeting-Software mit dem besten Ton finden. Skype "gurgelte" mich oft an, teilweise wurde die Begleitautomatik einer Keyboard-Schülerin komplett "verschluckt"...denn der Algorithmus ist auf Sprache ausgerichtet.

Durch einen Fachartikel fand ich heraus, dass Zoom eine "Original-Ton einschalten" Funktion besitzt. Die verbessert den Ton für Musikunterricht erheblich! Sofort fanden erste Zoom-Sitzungen mit meinen Söhnen statt. Das Audio war wirklich um Welten besser...

Sofort leitete ich erste Schüler an, wie sie Zoom nutzen und die Funktion aktivieren konnten. Daraus bastelte ich ein bebildertes PDF für die anderen Schüler.

Der gleiche Artikel schlug noch andere Anbieter vor. Ich proberte sie alle. Aber entweder war deren Software noch nicht ausgereift, zu teuer oder mir gelang es erst gar nicht, eine Verbindung herzustellen...

Optionitis
Gleichzeitig erfuhr ich durch meinen jügeren Sohn, dass er sein Handy als Webcam für Schul-Online-Konferenzen nutzte. Oops, dachte ich, das könnte eine Option für Schüler sein, die kein Geld für eine Webcam ausgeben konnten/wollten. Gesagt, getan: PDF erstellt, rumgeschickt - leider keine Resonanz. Okay, war wohl doch nicht so der Burner wie ich dachte...

Ich selbst nutze auch unser Tablet als Dritt-Kamera abwechselnd für E-Piano und Keyboard. Die Umbauerei vor den Unterrichtsstunden nervte aber auf die Dauer.

Also wollte ich mir gern eine dritte Webcam anschaffen. Das Problem: alle Marken-Webcams waren vergriffen. Ebenso HDMI-Sticks, mit denen ich meine Filmkamera oder Fotoapperat als Webcam nutzen könnte.

Kameraritis
Nach erstem Zögern wagte ich es: ich bestellte mir für 42 EUR eine No-Name-Webcam aus China. Und wartete...und wartete....mir ein Loch in den Bauch..nach 4 Wochen bat ich um Erstattung.

Ich bestellte eine andere No-Name-Webcam - aus Deutschland versandt. Einen Tag später war sie da, die Kamera *Jubel*...noch einen Tag später auch die aus China....grmpfff!

Beide Kameras funktionierten - jedoch nicht zusammen. Die Prüfung dauerte ca. 7 Stunden. Die Challenge: Bekomme keinen Tobsuchtsanfall. Ich lernte: betreibe sie nicht an einem Hub, sondern an unterschiedlichen USB-Ports des Rechners und du wirst glücklich...

Die erste hatte ein gestochen scharfes, tolles Bild, aber kein Stativ-Gewinde. Die zweite Webcam hatte ein Stativgewinde aber ein eher unscharfes Bild und instabile, eher leblose Farben. Du hast die Wahl Wal...

Da ich für die Action-Cam ein langes Kabel hatte, erkor ich sie kurzerhand zur E-Piano-Cam (hinter mir).  Leider brach nach einem halben Jahr aber die Zunge der USB-Buchse ab. Diese Kamera kann ich nicht mehr als Webcam nutzen....grrrmpf.

Die China-Kamera ist heute über eine aktive USB-Verlängerung als Keyboard-Cam im Einsatz, da ich sie unter einen Studio-Diffusor hängen konnte.

Die zweite neue Kamera war aufgrund ihres kurzen Kabels in Rechnernähe als Gitarren-Cam im Einsatz. Damit ich sie an einen Mikroständer schrauben konnte, brauchte ich jedoch zuerst einen Stativgewinde-Adapter - wieder was gelernt ;-)

Aus Krise mach Chance - Glück & Geschick
Irgendwann ergatterte ich dann für 200 EUR im Gamer-Bedarf doch noch einen HDMI-Video-Grabber, sodaß ich heute meine Filmkamera als Webcam einsetzen kann. Eigentlich. Bei dieser rauchte jedoch nach einem Jahr Dauereinsatz das Netzteil ab - Ersatz kostete nochmal 50 EUR. Außerdem investierte ich in zwei flexible Stativ-Arme für insgesamt 160 EUR, ein neues kabelloses Mikrofon für 150 EUR, diverses Equipment zum Einscannen der Noten und und und...

Kurz: Ich habe viel Geld (mehr als 1000 EUR) und in viele viele Stunden Recherche und Ausprobieren investiert, um meinen Schülern auch in Coronazeiten den bestmöglichen Unterricht anbieten zu können.

Zeit genug dafür hatte ich (leider)...denn obwohl kein Unterricht wegen Corona ausfiel, hat sich am Anfang der Pandemie meine Schülerzahl mal eben halbiert. Bei staatlichen Corona-Hilfen fiel ich natürlich durchs Raster, da erhielt ich keinen Cent. Ich überlege, mich in MercedesMusic umzubenennen:-)

Aber ich möchte hier gar nicht dauerjammern. Schließlich ist Covid 19 bisher glücklicherweise an meiner family, meinen Schülern und mir vorbeigegangen. Und im Gegensatz zu vielen Live-Musik-Kollegen konnte ich irgendwie weiter arbeiten.

Im Gegensatz zum Sprichwort duftet (berechtiges) Eigenlob aber hervorragend: Denn gleichzeitig war es richtig (wenn auch vielleicht etwas altmodisch), dass ich in "besseren Zeiten" etwas Geld zurückgelegt hatte. Nur so konnte ich während der Krise in die Zukunft investieren.

Zafit
Ich habe viel Neues gelernt und hoffe, das Online-Unterricht auch in Zukunft ein weiteres Standbein von MischyMusic sein wird. Wenn ich recht überlege übertrug ich eigentlich nur das, was ich meinen Schülern vermittle auf die aktuelle Corona-Situation:

(1) Einfach (unvollkommen) anfangen
(2) Analysieren, was sich noch verbessern lässt
(3) Dies dann nach und nach umsetzen

So wurde der Online-Unterricht immer besser und ausgereifter. Und wird es hoffentlich weiterhin sein. Da sag mal einer, durch Musik lerne man nicht für's Leben... ;-)

Der Weg ist das Ziel...
Beim Online-Unterricht siehst du alles ganz genau
#1 Kameras: Mittlerweile habe ich vier Kameras im Einsatz (siehe Slideshow oben). Durch Software kann ich mit jeder Kamera mehrere Perspektiven einfangen und diese schnell umschalten. So sehen meine Schüler ganz genau, was wichtig für sie ist.

Neue Erkenntnisse:
#1 Während des Shutdowns gab es keine Marken-Webcams mehr. Günstige FullHD-Webcams (ca 45 EUR) tun's auch, haben aber sehr unterschiedliche Qualität (Farbwiedergabe, Schärfe). Manche Webcams haben ein Gewinde an ihrem Fuß, sodass man sie auf ein Stativ schrauben kann.

#2 Mit einem Adapter kann man sie dann auch auf Mikrofonständer schrauben (was günstiger und oft platzsparender ist als ein Video-Stativ).

#3 Ist ein Handy vorhanden, kann mit einem kostenlosen Tool auch die Handy-Kamera als Webcam benutzt werden. Auch dafür habe ich meinen Schülern eine Anleitung erstellt.

#4 Das notwendige Equipment hängt auch vom Instrument ab: Für Gitarren- und Akkordeon-Schüler reicht oft die in Laptops verbaute Kamera oder ein Tablet. Für Keyboard- und Klavierschüler lohnt sich die Anschaffung einer Webcam, da sie leichter nach unten (auf die Tasten/Finger) auszurichten ist.

#5 Auch Tablets kann mit einer günstigen Halterung hervorragend an einem Mikrofonständer befestigen.

#6 Größtes Hindernis für eine gute Übertragung ist meist ein zu langsames und instabiles Internet durch die Nutzung von WLAN. Für Videouterricht unbedingt LAN-Kabel benutzen!


#2 Mikrofone: die in den Laptops verbauten Mikrofone taugen oft nichts. Schüler mit PC brauchen eh ein externes Mikrofon. Bei Tablets sind die Mikrofone mal ausreichend, mal nicht.

Schon ein günstiges Lavalier-Mikrofon (ca. 16 EUR) bringt einen erheblichen Zugewinn an Tonqualität.


Bei Laptops mit kombinierter Mikrofon/Kopfhörerbuchse muss man jedoch noch ein günstiges externes Audiointerface (ca. 10-15 EUR) dazukaufen, da mit dem Einstecken des Mikros sonst die internen Lautsprecher des Laptops abgeschaltet werden - und man dann seinen Lehrer im Videochat nicht mehr hört.


#3 Arbeit mit Noten: Über einen Buchscanner kann ich dir meine Noten online über die Bildschrim-Teilen-Funktion zeigen.

So kannst du sehen, wo du Einträge in deinen Noten vornehmen solltst.

#4 Welche Online-Software? Angefangen habe ich mit Skype, bin aufgrund der besseren Audioqualität jedoch mit fast allen Schülern zu Zoom gewechselt. In Zoom kann man eine Funktion aktivieren ("Originalton einschalten"), mit der die Audioqualität erheblich besser für Musik geeignet ist, als der auf Sprachübertragung ausgerichtete Normalton. Anfängliche Sicherheitsbedenken hat die Firma mittlerweile durch eine standardmäßig aktivierte 256-Bit Verschlüsselung ausgeräumt.

Bisher ist ein Nachteil des Online-Unterrichts, dass der Lehrer den Schüler nicht live begeiten kann, da die Übertragung eine zu große Latenz (Verzögerung) aufweist. Auch da gibt es Programme, die dieses Problem lösen, derzeit aber nur mit Audio arbeiten. Ich beobachte und teste diese Tools immer wieder. Wenn sie stabil laufen, einfach zu bedienen sind und nicht zuviel kosten, werde ich sie auch einsetzen.

MSCBis dahin muss es ein Workaround tun: ich erstelle Backing-Tracks, zu denen der Schüler üben und im Unterricht spielen kann. Denn wenn er sie bei sich laufen lässt und dazu spielt, ist das Latenz-Problem behoben. Es ist nur schwieriger für den Schüler, da Backing-Tracks nicht "warten", wenn es mal hakt... aber selbst eine 9-Jährige Gitarrenschülerin kann das mittlerweile - man wächst halt mit den Aufgaben ;-)

Außerdem: Bestimmte kostenlose Programme (sowohl für Handies/Tablets als auch für PC/MAC) ermöglichen es, die Wiedergabe ohne Tonhöhen-Veränderung zu verlangsamen, sodass das Tempo zum Üben auch gedrosselt werden kann.

#5 Was geht besser online?

Vorteil #1: Das Arbeiten mit verschiedener Musik-Software (z.B. Notensatz, Aufnahme-Programme, Slow-Downer etc.) geht online viel besser. Der Schüler kann nämlich parallel mit seiner eigenen Software arbeiten: "learning by doing".

Gerade Notensatzprogramme eignen sich hervorragend für tiefe Einblicke in Musik (z.B. Phrasierung, Artikulation, Harmonielehre, Melodiebildung, Rhythmik...)

Aus diesem Grund gab ich während der Corona-Zeit auch meinen ersten Online-Workshop "Musescore für Musikschüler".

Vorteil #2:  Die Unterrichtsstunde oder Ausschnitte können auf Wunsch aufgezeichnet und dem Schüler zur Verfügung gestellt werden - so kann er bei der Frage "Wie war das nochmal" nochmal "nachschauen". Auch können Video-Aufzeichnungen für die Selbsanalyse des Schülers im Unterricht herangezogen werden.

Vorteil #3:  Gute Nahaufnahmen zeigen kleine Bewegungen viel genauer als man das "live" zeigen könnte.

Vorteil #4: Klavier- und Keyboardschüler profitieren (z.B. bei Akkorden) von einer Bildschirm-Tastatur, die live die gedrückten Tasten zeigt. Nach einem entsprechenden Tool für Gitarristen suche ich derzeit noch...

Vorteil #5: Der Lehrer hat viel mehr Möglichkeiten, "mal eben schnell" auf verschiedene Tools/Materialien zuzugreifen. Im normalen Unterricht heißt es dann "Ich suche da mal was raus und schicke es dir". Online-Unterricht kann da oft spontaner, unmittelbarer sein.

Vorteil #6: Die Anfahrt entfällt - keine Staus, Hektik, Zeitdruck

Vorteil #7: Auch Zwischenfragen können schnell und easy mit einem kurzen Online-Treff geklärt werden: zeigen ist oft leichter als (z.B. per E-Mail oder Messenger) formulieren zu müssen.





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